Wie Du es schaffst, mit negativen Emotionen umzugehen und gestärkt daraus hervorgehst

Gastartikel von Christin Prizelius

Wenn Du, wie ich, dazu neigst, schnell an Dir zu zweifeln, zu grübeln und zusätzlich über sehr sensible Antennen verfügst, was Dein Umfeld angeht, kann Dir schnell mal unwohl werden – vor allem was negative Emotionen angeht, die scheinbar von außen verursacht wurden. Eine Strategie muss also her, wie Du am besten damit umgehst – viel mehr noch: wie Du gestärkt daraus hervorgehst. Seien es Neidattacken oder Angriffe, sei es Stress oder Druck (beruflich oder privat). Wir alle unterliegen diesen „Stressfaktoren“, die unserem allgemeinen subjektiven Wohlbefinden auf Dauer nicht dienlich sind. Doch wie nun damit umgehen?!

Ich werde als Wirtschaftspsychologin immer wieder gefragt, ob es denn nun eine Art „Geheimrezept“ gibt, wie man innere Stärke und Mut entwickeln kann, um den alltäglichen Herausforderungen trotzen und stark begegnen zu können – vor allem am Arbeitsplatz. Dann muss ich auf der einen Seite natürlich sagen, dass ein gewisses Grundgerüst durch unsere Persönlichkeitseigenschaften bestimmt ist, über die wir schon genetisch verfügen. Aber wir sind vor allem soziale Wesen, die lernen und sich trainieren können. Ein großer Teil unseres Denkens und Fühlens geht auf unsere Denkmuster und Glaubenssätze zurück, die sich früh in unserer Kindheit und durch unsere Erziehung entwickelt und gefestigt haben. Wir dürfen dabei nun aber nicht vergessen, dass schon aus Sicht der Evolution Gefühle überlebenswichtig für uns waren und auch heute noch dazu da sind, uns zu schützen. So lassen uns zum Beispiel Angst verursachende Gefühle vor etwas weglaufen oder Wutgefühle in eine Angriffshaltung übergehen.

Die schwierigste Zeit in unserem Leben ist die beste Gelegenheit, innere Stärke zu entwickeln.“ Dalai Lama

Psychologen und Neurowissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von einer sogenannten „Neuronalen Plastizität“, was so viel bedeutet wie, dass auch Erwachsene sich und ihr Gehirn noch verändern und einen neuen Umgang mit bestimmten Situationen lernen können. So entstehen neue Nervenzellen in unserem Gehirn oder können weiter gestärkt werden. Die Wissenschaftler sprechen dabei von einem Training, wie man beim Sport auch Muskeln trainiert. Wir müssen lernen, unsere Gefühle in der jeweiligen Situation anders zu bewerten und nicht gegenanzukämpfen. Oft hilft es als erster Schritt, wenn wir uns sagen, dass unser Körper uns mit diesen Gefühlen etwas sagen und uns schützen will.

 

Gefühle nicht unterdrücken

Akzeptiere also zunächst, dass auch negative Emotionen ihre Daseinsberechtigung haben und grundsätzlich wichtig für uns sind. Sie werden dabei nicht von anderen Personen oder Situationen verursacht – entstehen viel mehr durch bestimmte Vorgänge in unserem Kopf. Ich habe mir zum Beispiel gezielt „Anker“ gesetzt. So bin ich vor Vorträgen, in Feedbackrunden oder an einfach generell zart besaiteten Tagen immer noch sehr anfällig, was Störungen von außen angeht. Aber ich habe mich im Umgang mit diesen Emotionen geschult und trainiert und sehe sie nicht mehr als Feind an, vielmehr als einen Helfer.

Unser Gehirn richtet den Fokus auf das Negative, um gegebenenfalls Gefahren besser einschätzen und darauf reagieren zu können. Positive Emotionen sind dabei genauso vorhanden, werden aber meistens einfach hingenommen und erhalten somit nicht die Aufmerksamkeit unseres Bewusstseins. Da negative Gefühle auf Dauer schlecht für unsere Gesundheit sind, empfiehlt sich schon deshalb ein – nennen wir es – „gesunder“ Umgang mit ihnen. Das Immunsystem sowie die mentale Leistungsfähigkeit leiden sonst langfristig darunter. Mit negativen Emotionen auf Dauer gut umzugehen kann also positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben – als wenn das nicht schon Motivation genug wäre.

 

Hinterfrage Deine Sicht auf die Dinge

Unsere Emotionen sind eine Reaktion auf unsere Denkweise, unsere Wahrnehmung und Sicht über die Welt. Wie kannst Du Dich nun davon befreien? Als Erstes mache erst einmal einen Schritt zur Seite und poltere nicht einfach blind drauf los. Frage Dich, welche Einstellung von Dir Auslöser für Dein Empfinden in dieser Situation ist!? Wir Menschen sind nicht alle einer Meinung und das von dem anderen Gesagte ist vielleicht auch gar nicht so gemeint gewesen wie von Dir aufgefasst.

 

„Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge“. Epiktet

 

Bleibe bei Dir und übernimm Verantwortung

Verkrieche Dich nicht oder bemitleide Dich gar selbst, sondern übernimm Verantwortung für Dein Denken und Fühlen. Versuche, die Situation nicht gleich zu bewerten und möglicherweise unüberlegt zu reagieren, sondern übe Dich in einer neutralen Betrachtungsweise (mir ist durchaus bewusst, dass das leichter gesagt als getan ist, aber daran führt leider kein Weg vorbei :-)). Vielleicht will Dein Gegenüber Dich bewusst provozieren oder reizen, vielleicht aber auch nicht und Du hast Dich völlig „umsonst“ aufgeregt und schlecht gefühlt. Willst Du dem nachgeben oder viel mehr darüber stehen?! Mache Dich selbst zum Regisseur und handle so, wie es Dir am besten geht.

In meinen Kursen betone ich auch immer wieder die Wichtigkeit von regelmäßiger Selbstreflexion. Also von Zeit zu Zeit sich selbst, sein eigenes Verhalten, die Gefühle und Gedanken bewusst zu beobachten. Das ist eine gute Methode, um ausgeglichener zu leben und sich darauf zu konzentrieren, wie es uns geht und was uns wichtig ist. Übe Dich darin, Deine Emotionen bewusst wahrzunehmen, und zu registrieren, wann sie warum auftreten. Dann können sie Dich nicht plötzlich überraschen und zu unüberlegtem Handeln verleiten.

 

Fokussiere Dich auf Deine Stärken und Ressourcen

Da mich das neue Forschungsfeld der Positiven Psychologie sehr reizt und die Ansätze meiner Arbeit sehr gut ergänzt, möchte ich die Inhalte davon in die Welt und auch Dir näher bringen – damit Du Dich mehr auf Deine Stärken und Ressourcen konzentrieren und mit ihnen leben lernen kannst. Ich begegne immer wieder Menschen, die unzufrieden sind – mit sich und ihrem Leben, aber dabei trotzdem nicht richtig definieren können, warum das nun so ist. Ein Bereich der Positiven Psychologie sind die positiven Emotionen, was an dieser Stelle eine sehr gute Ergänzung in meinem Artikel darstellt. Vielen ist dieser Begriff leider noch gar nicht geläufig und sie verbinden die Psychologie noch immer ausschließlich mit Defiziten, Störungs- sowie Krankheitsbildern.

Dabei geht es hier um viel mehr: Was stärkt uns Menschen und was macht unser Leben lebenswert? Was verschafft mir persönlich Sinn, wenn ich morgens aufstehe und was bereitet mir Glücksmomente und Momente der Freude? Hast Du Dich mit diesen Fragen schon einmal richtig auseinandergesetzt? Auch hier schlage ich Dir vor, genau wie bei der eben genannten Selbstreflexion, Dich ein paar Minuten zurückzuziehen und einen ganz bewussten Blick auf Dich und Dein Leben zu werfen. Wo liegen Deine Stärken ganz konkret? Gibt es Situationen, die Du besonders gut gemeistert hast, und auf welche Eigenschaft geht dies möglicherweise zurück? Versuche mit Dir selbst ins Training zu gehen, Deine ganz persönlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten sowie Talente, Erfahrungen und Kenntnisse zusammenzutragen und zu Deinen Kraftquellen im Alltag zu machen. Bist Du Dir all dieser Punkte bewusst?

Auch die Erkenntnisse aus dieser Übung kannst Du fest „verankern“ und Deine Emotionen somit in einer bestimmten Situation positiv beeinflussen.

 

Was Du nun daraus lernen kannst

Wie wir denken, bestimmt, wie wir handeln. Es liegt in der jeweiligen Situation alleine an uns, wie wir die Situation einschätzen, wie wir denken, fühlen und letztendlich handeln. Unser Unterbewusstsein ist mitverantwortlich aufgrund gemachter Erfahrungen und Muster, die sich im Laufe der Zeit daraus entwickelt haben. Doch das muss nicht weiter so bleiben. Die Erkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung.

Trainiere Dich darin, Dich positiv zu sehen, gelassener zu reagieren, und hinterfrage bei negativen Emotionen konkret die Situation und was genau der Auslöser dafür ist, warum Du so fühlst.

Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg und auch Freude dabei! Es kann so ein großartiges Gefühl sein und persönliches Wachstum für Dich bedeuten, wenn Du um Deine persönlichen Stärken weißt, und wie Du sie gezielt in Deinem Leben zum Ausdruck bringen und leben kannst.

Herzlichst, Deine Christin

 

Über Christin Prizelius

Christin

Christin Prizelius ist Wirtschaftspsychologin mit Studium der Rechtswissenschaften sowie Zertifikaten der Harvard University School of Public Health in „Health and Society“ und der University of California, Berkeley/USA in „The Science of Happiness“. Es ist ihr eine Herzensangelegenheit, Menschen in einer immer komplexer und hektischer werdenden Zeit auf dem Weg zu mehr Gesundheit, Wohlbefinden, innerer Zufriedenheit und Glück zu unterstützen. Das alles geschieht unter dem registrierten Markennamen „Mee(h)r Feel Good“ im ersten Feel Good Online Institut – auch um unter dem Grundsatz Sozialen Unternehmertums wohltätige Projekte in der ganzen Welt zu unterstützen = Feel Good². Ihre Themenschwerpunkte liegen dabei im ganzheitlichen Feel Good Management und dem neuen Forschungsfeld der Positiven Psychologie.

Mehr unter www.feelgood-institute.com

Ich freue mich über deine Meinung!

12 Comments

  • Michael Omori Kirchner

    Reply Reply 17. November 2015

    Danke, Christin, Du sprichst mir aus der Seele.

    Gute Erfahrungen habe ich auch damit gemacht, die eigenen Kraftquellen nicht nur alleine zusammenzutragen, sondern gemeinsam mit anderen. Freunde, Kollegen und so weiter. Da kommt das Thema gegenseitige Wertschätzung zum Tragen, das ich sehr wichtig finde.

    Beste Grüße
    Michael

    • Christin Prizelius

      Reply Reply 29. Februar 2016

      Lieber Michael,
      lieben Dank nochmal für Deinen Kommentar! 🙂 Ich finde es auch so großartig, mit anderen und durch andere zu wachsen. Vor allem im Online Business darf ich diese tolle Erfahrung immer wieder machen.
      Dir viel Spaß, Freude und Erfolg weiterhin und viele Grüße, Christin

  • Michel

    Reply Reply 17. November 2015

    Wow, was für ein super Beitrag.

    In diesem Zusammenhang empfehle ich immer gerne das Thema Meditation. Gerade in Bezug auf Gelassenheit.

    Lieben Gruß, Michel

    • Christin Prizelius

      Reply Reply 29. Februar 2016

      Lieber Michel,

      auch Dir lieben Dank für Deine Rückmeldung. Ich bin ein Fan von Progressiver Muskelentspannung und komme durch diese Entspannungstechnik hervorragend zu mehr Gelassenheit. 🙂 Alles Gute und viel Freude weiterhin an der Meditation. 😉

      Herzliche Grüße,
      Christin

  • Dr. Hans-Jürgen Karg

    Reply Reply 17. November 2015

    Ja Christin,

    das sind die elementaren Ansatzpunkte…

    … denn genau der Punkt ist es: So wie wir denken bestimmt dies, wie wir derzeit und auch weiterhin handeln!

    Es liegt doch wirklich nur an uns, wie wir eine Situation einschätzen, denn unser Unterbewusstsein ist doch hauptsächlich verantwortlich für gelebte Schemata, die wir so im Laufe unserer Erfahrung aus eben dieser Erfahrung entwickelt haben.

    Besten Dank für den Post…

    Dr. Hans-Jürgen Karg

    • Christin Prizelius

      Reply Reply 29. Februar 2016

      Vielen Dank für den Kommentar! 🙂

      Aus meiner Erfahrung (beruflich und privat) kann ich auch sagen, dass wir ja oft die größten „Hemmschwellen und Baustellen“ in unseren eigenen Köpfen haben (leider) und uns oft selbst im Weg stehen. Alleine, was es bedeutet, hinderliche und störende Glaubenssätze aus früher Kindheit zu überwinden und umzuprogrammieren… und was das emotional mit uns macht. Aber wenn wir unser Unterbewusstsein auf einen positiven Autopiloten einstellen, öffnen sich so viele Türe, wo vorher Wände waren… 🙂

      Herzliche Grüße,
      Christin

  • Natalie

    Reply Reply 17. November 2015

    Hallo,
    toller Artikel.
    Doch gibt es überhaupt negative Gefühle und Emotionen? Ich behaupte: Nein.
    Das ist eine neutrale Energie und der Umgang damit macht er für mich positiv oder negativ.
    Natalie

    • Christin Prizelius

      Reply Reply 29. Februar 2016

      Hallo Natalie,
      ich bin der Meinung, dass wir durchaus durch gewisse Situationen und Ereignisse in einen positiven oder eben negativen Gefühlszustand geraten können. Das macht ja etwas mit uns. Auf kognitiver Ebene nehmen wir daraufhin dann eine Bewertung vor, was uns positiv oder eben negativ empfinden lässt. Also finde ich im Ergebnis schon, dass es negative Gefühle und Emotionen gibt.
      Alles Liebe und viele Grüße,
      Christin 🙂

  • Martina Heyd-Jilg

    Reply Reply 17. November 2015

    Liebe Christin,
    mir gefällt, wenn Du von positiver Psychologie sprichst. Tatsächlich geistert noch in vielen Köpfen ein anderes Bild bei dem Wort Psychologie.
    Das Fühlen über den Tag, wie es einem selbst geht. Momente der Achtsamkeit und Aufmerksamkeit sich selbst selbst gegen über, helfen sich besser wahrzunehmen.
    Ein wertvoller Artikel!

    • Christin Prizelius

      Reply Reply 29. Februar 2016

      Liebe Martina,

      herzlichen Dank auch Dir für Deinen Kommentar! 🙂 Ich finde, es ist so sehr an der Zeit, den Schwerpunkt wieder mehr auf das Positive zu richten und die Wichtigkeit auch zu kommunizieren. Ich wünsche Dir weiterhin viele wertvolle Momente der Achtsamkeit und Aufmerksamkeit!! 🙂

      Viele liebe Grüße,
      Christin

  • Katja Stahlbaum

    Reply Reply 21. November 2015

    Liebe Christin,
    danke für den tollen Beitrag! Vieles ist uns im Prinzip klar und durch meine Lektüre z.B. der Bücher von Eckhart Tolle bin ich da so viel aufmerksamer geworden- das hilft ungemein. Wichtig finde ich, dass die Menschen einen Ansatzpunkt finden, dies auch im täglichen Leben zu verwirklichen und nicht nur in stiller Stunde beim Lesen zuzustimmen, dann aber gerne auch wieder in die alten Mustern verfallen 😉 Und es kann gar nicht genug Menschen geben, die diese „neuen Denkweisen“ ( die eigentlich ganz alte Weisheiten sind) in der Welt verbreiten. Es ist wohl höchste Zeit dafür, oder?! Ich habe ein gutes Gefühl, dass wir mmer mehr werden und wir uns finden werden 😉
    alles Liebe,
    Katja

    • Christin Prizelius

      Reply Reply 29. Februar 2016

      Liebe Katja,

      herzlichen Dank für Deine Zeilen – an meinem Geburtstag! 😉
      Ja, es ist wirklich mehr als an der Zeit dafür, alte Weisheiten wieder mehr zu kommunizieren und zu leben! Wenn wir im Freundes- oder auch Kollegenkreis solche Themen besprechen, sind wir alle einer Meinung, dass man wieder aufmerksamer und rücksichtsvoller unterwegs sein sollte. Und dann ist man wieder „draußen“ unterwegs und erlebt so viele Momente der Ellenbogenmentalität, des gelebten Egoismus und der Rücksichtslosigkeit. Da braucht es dann einfach immer wieder diese Momente der stillen Stunde zum Lesen, um wieder Kraft zu tanken, finde ich. 🙂
      Der Kampf gegen alte Denkmuster sollte uns in der Tat mehr dazu bewegen, uns wirklich zusammen zu tun und unser Ziel gemeinsam auszurichten und leben… Für mich gelebtes Feel Good Management. 😉

      Herzliche Grüße und alles Liebe,
      Christin 🙂

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